Droht uns der Kollaps oder ist das nur Panikmache?

Warum wir die Klimakrise immer noch nicht begreifen

Eine 100 Milliarden-Spritze für die Bundeswehr wird im Handumdrehen genehmigt, immense Investitionen in LNG-Terminals zur Sicherung der Energieversorgung werden in Windeseile bereitgestellt, 500 Millionen für den Ausbau des Kanzleramtes sind kein Problem. Heizungen umrüsten? Zu teuer! Tempo 130 auf Autobahnen? Eingriff in die Entscheidungsfreiheit des Einzelnen! Flugreisen und Kreuzfahrten einschränken? Das ist doch Bevormundung! Unseren derzeitigen Lebensstil grundsätzlich ändern? Auf gar keinen Fall! Aber eigentlich müssten wir...uns mehr bewegen, gesünder ernähren, nicht rauchen, weniger Alkohol trinken. Andernfalls werden wir krank. Ignoriert z.B. Frau Müller jede Warnung und raucht, droht ihr schlimmstenfalls Lungenkrebs – Frau Müller riskiert Frau Müllers Gesundheit, sie spielt mit ihrem eigenen Leben und genau das ist der Unterschied! Bei der Klimakrise geht die Menschheit ein kollektives Risiko ein und jedes Individuum trägt die Folgen, unabhängig davon, wieviel es zum Klimawandel beiträgt – das macht die Sache so kompliziert.

Das Ignorieren von Krankheitsrisiken durch Rauchen zeigt aber auch, dass die menschliche Psyche auf ihre eigene Art und Weise funktioniert und es für viele Menschen schwierig ist, langfristig und vorausschauend zu handeln. Potenzielle Folgen dringen nicht in unsere Gefühls- und Gedankenwelt vor und werden fast vollständig ausgeblendet. Trotz aller Warnungen bleibt die Klimakrise für viele ein nicht greifbares Phänomen in ferner Zukunft. Dass die klimatischen Veränderungen aber längst begonnen haben und was die weiteren Konsequenzen einer fortschreitenden Erderwärmung sind, soll in weiteren Artikeln dieser Reihe erörtert werden.

Text von Jens Lueck aus Garlstorf

Die Klimakrise und ihre Folgen (Teil 1)

Was sind Kipppunkte?

Immer wieder hört man in Zusammenhang mit der Klimakrise den Begriff Kipppunkt. Was versteckt sich dahinter? Stellen sie sich einen Stuhl vor, der langsam über die Hinterbeine gekippt wird, weiter und weiter. Irgendwann erreicht er einen Punkt, an dem er scheinbar in der Schräge verharrt, nur auf zwei Beinen stehend: der Kipppunkt. Erhöht man die Neigung des Stuhles noch ein bisschen weiter, fällt er um. Im Falle des Stuhles haben wir vielleicht Glück – es entsteht kein Schaden und wir richten ihn einfach wieder auf.

Im Falle der Klima-Kipppunkte ist ein „Wiederaufrichten“, ein Wiederherstellen des Ausgangszustandes unmöglich, die Situation nach dem Überschreiten dieses Punktes ist eine neue Realität, eine Ausgangssituation für folgende Entwicklungen. Zudem wirkt sich diese neue Ausgangssituation wieder negativ auf das Klima aus – ein fataler Rückkopplungseffekt, der Veränderungen beschleunigt.

Ein Beispiel ist das Abschmelzen des Polareises an Nord- und Südpol. Eis und Schnee reflektieren Sonnenlicht (und damit Wärme) zurück in die Atmosphäre und der Boden heizt sich weniger auf (so, wie sich ein weißes Auto in der Sonne weniger aufheizt als ein schwarzes). Verschwindet das Eis, wird der Boden stärker erwärmt, was wieder dazu führt, dass das verbleibende Eis schneller schmilzt. Unser Klimasystem hat viele solcher Kippelemente – jeder einzelne hat fatale Folgen, die zu immer schneller fortschreitenden Veränderungen führen. Deshalb muss die Erderwärmung so gering wie möglich gehalten werden.

Text von Jens Lueck aus Garlstorf

Ein sehr empfehlenswertes Video zum Klimawandel und den Kipppunkten findet ihr hier: https://www.youtube.com/watch?v=lq9GcQIRO70

 

 

GRUENE.DE News

<![CDATA[Neues]]>