Geplanter Autohof in Döhle
Diese Nanz-Gruppe hat sich also nun dem Bau von zehn Autohöfen verschrieben. Dabei sollen diese Autohöfe zukunftsweisend und hochwertig sein. Unterstrichen wird die futuristische Ausrichtung durch ein UFO-artiges Hauptgebäude, dass sich leider so gar nicht an die angrenzenden Dörfern anpasst und eher wie ein gigantischer Fremdkörper wirkt. Auf den ersten Blick erscheint die vorgestellte Architektur auch nicht ganz so neu, sie lehnt sich doch stärker an den Modernismus der 1950er Jahre und nicht an gegenwärtige innovative Bauprojekte an.
Böse Zungen mögen gar behaupten, dass die angestrebte Zukunft vielleicht doch eher nur eine idealisierte Vergangenheit und somit sehr rückwärtsgewandt ist. Bei der Vorstellung des neuen Entwurfs ist auch keines der gegenwärtigen Megatrends auch nur ansatzweise erkennbar. Den Klinkerhäusern des schmucken Dorfes wird ein weißer Koloss aus Stahl und Kristall entgegengestellt. Keine Spur der vom Investor beschworenen Regionalität. Wenn der Investor tatsächlich zukunftsweisend bauen möchte, wäre es beispielsweise ratsamer, eine nachhaltige Architektur nach dem Triple Zero Prinzip anzustreben. Dieses Prinzip besagt, null CO2 Ausstoß, null Kilometer Materialdistanz, null Abfall. Eine breite Bürgerbeteiligung bei diesem großangelegten Projekt wäre ganz bestimmt auch von Vorteil. Heutzutage ist eine Architektur mit einem großen Schwerpunkt auf die Umwelt und die Menschen ein großer Erfolgsgarant. Gerade den Millennials, einer immer wichtiger werdenden Zielgruppe, ist Umweltverträglichkeit und Corporate Social Responsibility, also das bürgerschaftliche Engagement von Unternehmen, sehr wichtig.
Die Devise heutzutage heißt: Öko statt Ego. Selbst bei der geplanten Gastronomie greift der Investor leider nur auf Fast-Food-Angebote zurück. Dies steht im krassen Widerspruch zu den gegenwärtigen starken Ernährungstrends, die bereits einen breiten Teil der Bevölkerung erfasst haben. Immer mehr Menschen insbesondere jüngere Menschen treffen ihre Kaufentscheidungen nach den Gesichtspunkten des Tierschutzes oder verzichten komplett auf Fleisch. Heutzutage wo die großen Fast-Food-Ketten große Umsatzeinbrüche verzeichnen müssen und alle mehr als je um die Gesundheit bedacht sind, ist dies eine recht weltfremde Planung.
Genauso wenig, wie die Berücksichtigung der heutigen Megatrends in Architektur und Ernährung erkennbar ist, scheinen auch die heutigen Gegebenheiten nicht in die Planung eingeflossen worden zu sein. Entlang der Autobahn 7 sind mittlerweile etliche Auto- und Rasthöfe, wie z. B. die Raststätte Brunautal oder die Autohöfe in Soltau erheblich erweitert worden. In Egestorf und den umliegenden Dörfern gibt es starke Dorfverschönerungsbestrebungen. So ist beispielsweise die Gemeinde Egestorf in das niedersächsische Dorferneuerungsprogramm aufgenommen worden. Dieser geplante Monster-Carpark steht aber zur angestrebten Tourismusförderung auch wieder im krassen Widerspruch. Die Frage drängt sich auf, wie Touristen in die Region angezogen werden sollen, wenn sie auf ihrem Weg an einem riesigen Autohof vorbeifahren müssen? Vor allem, wenn man bedenkt, wie schnell Rezensionen in Google und Co. geschrieben und verbreitet werden, können jahrelange Anstrengungen schnell zunichte gemacht werden.
Lars Möhrke, für die Grünen im Kreistag des Landkreises Harburg sagt hierzu: “Jetzt liegt es an der Gemeinde Egestorf, die Chance einer Umplanung zu nutzen und Fehler der Vergangenheit glattzuziehen. Die Gemeinde hat gegenüber den Bürgern eine hohe Verantwortung, dass vor Ort eine sinnvolle Planung umgesetzt wird, die den heutigen Anforderungen entspricht und keinen Fremdkörper in der Gemeinde darstellt.“
Was also tun? Eine Möglichkeit wäre, dass die Nanz-Gruppe ein Einsehen hat. Muss es denn tatsächlich ein Autohof sein? Wie wäre es, wenn die Nanz-Gruppe Ihre Mitarbeiter anweisen in einen Bürgerdialog mit der Gemeinde einzutreten und gemeinsam an lukrativen Alternativen zu arbeiten? So könnte für alle eine Win-Win-Situation entstehen.
zurück